Artikel 22.05.2017 Maibockfest

Bock auf Bockbier

Das erste Fest dieser Art kommt gut an. Je später der Abend, desto mehr Besucher finden sich ein. Wird der Start verschoben?

von Heike Heisig

Tobias Frenzel, Inhaber von Frenzel-Bräu (links) aus Bautzen sowie René Schneider für die Mauritius-Brauerei aus Zwickau, haben den Leisnigern am Sonnabend beim ersten Maibockfest eingeschenkt. Die Besucher wie hier Manuela Pajonk, Claudia Schreppel und Viola Pelz konnten unter hellem und dunklem Bockbier sowie einer überraschend großen Vielzahl an Spezialmischungen wählen.
© Dietmar Thomas

Leisnig.
Wer kommt auf die Idee, in Leisnig ein Bockbierfest zu feiern? Die Antwort ist schnell gefunden: die Mitglieder des Gewerbe- und Verkehrsvereins. Sie waren auf der Suche nach einem Angebot, das es in der Region noch nicht gibt. Deshalb wird in Leisnig jetzt das Maibockbier gefeiert.

Zum Anstrich des Freibierfasses sah es am Sonnabend noch nicht nach einem Erfolg aus. Dabei hat sich Bürgermeister Tobias Goth (CDU) bei dieser Aufgabe ziemlich geschickt angestellt, wie selbst die Profis von den zwei Brauereien bescheinigen, die sich beim Fest präsentieren. Doch vermutlich ist es den Leisnigern um 15 Uhr noch zu früh zum Feiern – zumal noch Fußballsaison ist und am Nachmittag die Bundesliga-Spiele angepfiffen werden. Zum Abend hin füllt sich der untere Teil des Marktplatzes dann schnell. Die meisten Besucher lassen sich noch Kuchen von Familie Plötz oder eine eigens für diesen Tag von Jörg Heizmann kreierte Schwarzbierbratwurst schmecken. Dazu gibt’s dann auch ein Bockbier. Vor allem die Laien werden durch eine ungeahnte Vielfalt überrascht.

Die Privatbrauerei Frenzel zum Beispiel stellt – je nach Saison – zwischen acht und elf Sorten handgemachtes, sogenanntes Craftbier her. Frauen zeigten eine Vorliebe für die Senf-Honig-Note. Bei der Herstellung werden regionale Produkte wie der bekannte Bautzner Senf eingesetzt, erklärt Braumeister Thomas Frenzel im Gespräch mit DJ Uwe Schmidt. Der lässt die Macher zu Wort kommen, die unter anderem erklären, weshalb es helles und dunkles Bockbier gibt und was es mit einem Doppelbock auf sich hat. Doch auch der DJ hat sich gut auf seinen Einsatz beim Maibockfest vorbereitet. Er „füttert“ die Besucher zwischen Musik aus der Konserve und Live-Musik von der Madnight-Rockband mit allerhand Informationen zur Entstehung von Bockbier. Das stärkste soll übrigens aus Schottland kommen und sage und schreibe 65 Prozent Alkohol zu bieten haben. Das kann sich kaum jemand vorstellen.

Die am Sonnabend konsumierten Biere waren keine solchen „Bretterknaller“. Allerdings ist Bockbier von Hause aus mit sieben Prozent Alkohol und 16 Prozent Stammwürze gehaltvoller als „normales“ Bier. „Den Leuten, die unser Bier gekostet haben, hat’s auch geschmeckt“, freut sich René Scheider. Er ist vom gleichnamigen RS-Event-Service und mit seinem Kollegen nach Leisnig gekommen, um die Mauritius-Brauerei aus Zwickau zu vertreten. Hier schenken die beiden die tatsächlich in dieser Saison letzten Liter Maibock aus. Erst im Herbst setzen die Bierbrauer jetzt wieder Bockbier an. Wer Glück hat, kann einige Flaschen des Zwickauer Getränks noch in Leisnig erstehen. „Eine Dame hat uns vorhin berichtet, dass sie das Bier in ihrem Getränkehandel hier anbietet“, erzählt René Schneider.

So weit ins Land liefert die Drei-Mann-Brauerei Frenzel in Größenordnung noch nicht aus. Allerdings: Bei den Frenzels kann man die Spezialitäten auch im Internet bestellten oder in der Spree-Pension in Bautzen genießen. Dort hat die Geschichte der Brauerei als Gasthofbrauerei auch angefangen. „Inzwischen haben wir ein wenig erweitert“, sagt Chef Tobias Frenzel, dessen Vater Thomas als Braumeister für Nachschub sorgt. 600 Hektoliter Bier haben Vater, Sohn und der Lehrling 2016 in rund 50 000 Flaschen gefüllt. Damit werden voranging noch 50 Märkte im Raum Dresden beliefert. Aber auch im Leipziger Raum sollen die Produkte aus der kleinen Bauerei bald in den Regalen stehen.

Zu einer Maibock-Festauflage 2018 wollen die Frenzels gern wiederkommen. Dann hoffen sie, dass die Anreise etwas weniger turbulent wird als diesmal. Wegen eines Achsdefektes auf der Autobahn hätten sie das Fest beinahe verpasst. Als Retter erwiesen sich einmal mehr die „Gelben Engel“ vom ADAC. Ob es tatsächlich nächstes Jahr wieder ein solches Fest gibt, entscheiden die Mitglieder des Gewerbevereins bei ihrer nächsten Beratung am 6. Juni. Dann wird die Veranstaltung vom Wochenende ausgewertet und auch über den Beginn gesprochen. Mit dem Verlauf des Festes zeigte sich Vereinschef Sven Wolf zufrieden, selbst wenn er und seiner Helfer wieder kaum Zeit hatten, das Fest zu genießen.